Eine kurze Geschichte des SUV – und warum dieses Fahrzeug die Welt im Sturm eroberte
SUV steht für Sports Utility Vehicle und für durchschlagenden Erfolg – führt dieses Fahrzeug doch regelmässig die Listen der weltweit beliebtesten Karosserieformen bei Pkw an. In den USA werden 12 Millionen Modelle pro Jahr verkauft: Hier ist der SUV quasi so etwas wie ein Lebensgefühl geworden. Aber wie kam es dazu? Und warum ist das bis heute so? Wir haben die Markteinführung des Polestar 3 – unseres SUV für das elektrische Zeitalter – zum Anlass genommen, um Leslie Kendall, seines Zeichens stolzer Kalifornier und Leitender Historiker des legendären Petersen Automotive Museum, nach den Gründen zu fragen.
Die Ursprünge
Die Geschichte des SUV könnte glatt aus einem Superhelden-Comic stammen. Und wie bei allen grossen Familiengeschichten kommt es auch hier darauf an, mit wem man spricht. Manche behaupten, dass der heutige SUV auf die Miliärfahrzeuge des Zweiten Weltkriegs zurückgeht, während andere glauben, dass die Kombis und Carryalls aus dem Amerika der 1930er- und 1940er-Jahre seine wahren Vorläufer sind.
„Es gibt viele Versionen von der Entwicklung des SUV", erklärt Kendall im Petersen Automotive Museum in Los Angeles, wo wir ihn bei der laufenden Katalogisierung von Ausstellungsstücken antreffen.
„Manche Leute behaupten, dass die FWD Auto Company mit ihrem Battleship-Modell das erste Allradfahrzeug auf die Strasse brachte. Das war Anfang des 20. Jahrhunderts. Erstaunlicherweise baute dieses Unternehmen tatsächlich schon sehr früh den ersten Tourenwagen mit Allradantrieb. Der breiten Öffentlichkeit wollte dieses Modell allerdings nicht so recht gefallen und kam nicht an die Erfolge der späteren Nutzfahrzeuge heran", fügt er hinzu.
Vor allem vor dem Hintergrund der US-amerikanischen Automobilgeschichte betrachtet gilt der 1936 Chevrolet Suburban für viele als der wahre Vorläufer des SUV. „Ich bin mir nicht sicher, wie viel dieses Modell vom „S” für „Sport” hatte, aber Tatsache ist, dass der Chevy Suburban viele Insassen bequem befördern konnte. Er war nicht gerade luxuriös, konnte aber viel Ausrüstung unterbringen – daher war er bei all denjenigen besonders beliebt, die gern mal einen Jagdausflug machten oder sportlich unterwegs waren. Sie müssen bedenken, dass man sich in Zeiten, in denen das Autofahren nicht unbedingt nötig war, vor allem zum Vergnügen hinters Lenkrad setzte. Die Eigenschaft, Menschen und Gepäck transportieren zu können, sowie die beeindruckende Fahrleistung sind dem SUV bis heute erhalten geblieben", gibt er zu bedenken.
Robuste und leistungsstarke Allradfahrzeuge traten dann Ende der 1940er-Jahre erneut in Erscheinung, als viele Fahrzeughersteller nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs nach neuen Einsatzmöglichkeiten für überflüssige Militärfahrzeuge suchten. Willys MB und Ford überholten ihren Willys Jeep kurzerhand und verpassten ihm einen neuen Anstrich, um das Modell für ein breites Publikum attraktiv zu machen.
„Diese Fahrzeuge waren hervorragende Arbeitsgeräte, aber nicht gerade zivilisiert”, bringt Kendall die Umstände auf den Punkt. „Aber dann stellte Land Rover seinen Range Rover vor und die Menschen im Vereinigten Königreich und Europa bekamen einen ersten Eindruck davon, wie sich der Luxusgedanke mit einem Geländewagen für den täglichen Gebrauch vereinbaren lässt”, fügt er hinzu.
Drehen wir nun die Zeit ein paar Jahrzehnte vor und schon kommt Jeep in den frühen 1980er-Jahren mit seinem Cherokee auf den Plan: Damit tritt er in die Fussstapfen eines anderen frühen Urvaters des SUV aus den 1960ern: Wagoneer. Allerdings war der Cherokee wohl das erste Geländefahrzeug der USA mit einer selbsttragenden Karosserie, sodass dieses Fahrzeug doch mehr einem Pkw als einem Lastwagen glich. Und das machte sich auch in einem etwas zivilisierteren Auftreten auf der Strasse bemerkbar. Schnell war es unter dem Namen Sportwagon bekannt und vor allem in den Vorstädten beliebt. Der Wettbewerb liess nicht lange auf sich warten – ähnliche Konstruktionen der Herstellerkonkurrenz schossen schon bald auf der ganzen Welt aus dem Boden.
„Dank der grösseren Sitzhöhe, der hervorragenden Sicht auf die Strasse und der Robustheit des Fahrzeugs war es in den Staaten bald auch für den täglichen Einsatz sehr beliebt” fährt Kendall fort. „Das Konzept wurde in einer Weise optimiert und angepasst, die Kundinnen und Kunden bis heute gefällt”, fügt er hinzu.
Das elektrische SUV-Coupé. Transformiert.
Mit einer vorläufigen Zielreichweite von bis zu 628 Kilometern WLTP, 517 bhp und Allradantrieb im Gepäck und dem Gefühl des uneingeschränkten Fahrvergnügens vereint der Polestar 3 die Markenzeichen und charakteristischen Konstruktionslinien eines SUV. Hier verschmilzt die Praxisorientierung, die Performance und die erhöhte Sitzposition mit dem Neuesten, was Fahrzeug- und Batterieelektronik zu bieten haben. Die Dual-Motor-Plattform bietet Sicherheit auf unberechenbarem Gelände und die leistungsstarke, breite Standfläche rundet das ultimative SUV-Gefühl ab. Aber wir wären nicht Polestar, wenn wir das erste Vorbild nicht mit Betonung auf Aerodynamik neu gedacht hätten – für ein Fahrerlebnis, das dem Performance-Gedanken gerecht wird.
Dieser SUV schüttelt das negative Image des ständig steigenden Carbon Footprint und der nicht enden wollenden Umweltbelastung ab. Studien der Internationalen Energieagentur aus dem Jahr 2019 zufolge war die steigende Nachfrage nach SUVs im Zeitraum zwischen 2010 und 2018 die zweitgrösste Ursache für das Ansteigen der weltweiten CO2-Emissionen.
„In meiner Kindheit in Kalifornien waren diese ersten Kombis und SUVs überall zu sehen und sind schliesslich zu Statussymbolen geworden. Ihre Besitzerinnen und Besitzer nutzten diese Fahrzeuge vorrangig zum Transport schwerer Lasten oder für Spritzfahrten durch die Wüste: Ihr volles Potenzial schöpften sie nur selten aus, aber es gefiel ihnen, die ganze Performance dieser Fahrzeuge trotzdem immer verfügbar zu wissen", erinnert sich Leslie Kendall.
Der Anbruch des elektrischen Zeitalters hat Fahrzeugdesignern einige Freiheiten zurückgegeben: So können sie entweder klassische Stilelemente mit neuem Leben füllen oder völlig neue Ansätze dafür finden, wie Praxis- und Alltagstauglichkeit in Zukunft aussehen sollen – sei es in Form von zusätzlichem Stauraum, mehr Luxus im Innenraum oder bahnbrechender Technologien, die sich nahtlos in das digitale Ökosystem der fahrenden Person einfügen.
Die Geschichte des SUV ist also schon mehr als 100 Jahre alt – und jetzt, da wir das nächste Kapitel aufschlagen, sieht es ganz danach aus, als wäre sie noch längst nicht zu Ende.
Finde heraus, warum der Polestar 3 der SUV für das elektrische Zeitalter ist.
Artikel von Leon Poultney