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Polestar 2

Future Talk 06: «Mobilität ist ein emotionales Thema.»

Die Zukunft der Mobilität ist mehr als Technologie, das Auto mehr als ein Fortbewegungsmittel. Genau über diese Aspekte der Mobilität sprachen wir am 6. Polestar Future Talk mit Car Influencerin Carla Welti Autovisionär Frank M. Rinderknecht. Beide sind sich einig: Das Potenzial liegt in der Emotion.

Drei Redner auf der Bühne im Polestar Space Zürich

Driven by the Future

Beide Gäste haben ihr Berufsleben der Fortbewegung gewidmet. Carla Welti ist Gründerin der ArteFact GmbH, einem weltweit tätigen Unternehmen für Social Media Management und Content Creation in Automobil und Rennsport. Ihr Herz schlägt seit jeher für Motorsport und schnelle Autos aller Art: «Autos und Rennsport wurden mir in die Wiege gelegt», erinnert sich Welti. Schon ihr Vater war im Rennsport aktiv. Doch bis die Leidenschaft zum Beruf wurde, dauerte es bis 2019. Seitdem ist Welti unter dem Pseudonym Carlabelle als Car Influencerin unterwegs, reist von Rennstrecke zu Rennstrecke und testet die neuesten Automodelle.

Ihr gegenüber sitzt Frank M. Rinderknecht, Schweizer Pionier des Autodesigns, der seit den 1970er Jahren Mobilitätskonzepte und Antriebsinnovationen vorantreibt. «Was könnte man anders oder besser machen? Diese Fragen haben mich seit jeher angetrieben», fasst Rinderknecht seine berufliche Laufbahn zusammen. Mit den insgesamt 26 Concept Cars und diversen Rekorden seiner Firma Rinspeed sorgte er über Jahrzehnte weltweit für Schlagzeilen. Von der Ärmelkanal-Überquerung mit einem Tragflügelboot bis zu Konzepten für urbane Mobilität und autonomes Fahren: Rinderknecht war seiner Zeit stets einen Schritt voraus. Zum Beispiel mit einem Fahrsystem, das auf die Emotionen des Fahrers reagiert - lange bevor sich das Silicon Valley dieser Aufgabe annahm.

Carla Welti und Frank M. Rinderknecht auf der Bühne im Polestar Space Zürich

Turbulenzen in der Branche

Der grösste Game Changer der letzten Jahrzehnte war für ihn der Übergang zur Elektromobilität. «Seither sind viele neue Themen hinzugekommen. Die Automobilindustrie durchlebt eine turbulente Zeit, beeinflusst von Gesellschaft, Technologie und Preisdruck. Das ist für die Branche nicht einfach, aber auch spannend», meint Rinderknecht. Carla Welti, die den Wandel hautnah miterlebt, sagt: «Ich bin erst 2019 in die Automobil-Welt eingestiegen und habe in dieser Zeit einen starken Switch hin zur E-Mobilität miterlebt.» Ein Wandel, den auch die Politik vorangetrieben hat, ist sich Frank M. Rinderknecht sicher. «Aber die Veränderung der Mobilität kann nicht innerhalb eines Wahlzyklus stattfinden. Es braucht nachhaltige Veränderungen und nicht nur schnelle Impulse aus der Politik». Sonst entstehe bei einem so grossen Kulturwandel Unsicherheit.

Dabei ist der der 68-Jährige durchaus ein grosser Fürsprecher der E-Mobilität: Mit einem Elektrobus legte er bereits über 12'500 Kilometer von Genf nach Doha und Salalah zurück. Sein nächster elektrischer Roadtrip führt ihn bis nach Japan. «Auf Grund mangelnder Ladeinfrastruktur in anderen Teilen der Welt brauchte es manchmal etwas mehr Fantasie - und da haben wir oft eine 380V-Leitung angezapft», erinnert er sich. Welcher Antrieb zum Einsatz kommt, hängt also immer davon ab, wo man sich bewegt. «Jede Antriebsform hat ihren Nutzen und ihre Bedeutung, wenn man sie richtig einsetzt», betont Carla Welti. Sie wünscht sich deshalb eine vielfältige Zukunft der Mobilität, in der jede Antriebsform Zeit hat, sich am Markt zu bewähren und weiterzuentwickeln.

Carla Welti und Frank M. Rinderknecht auf der Bühne im Polestar Space Zürich

Genussmobilität vs. Nutzmobilität

Deshalb dürfe man beim Thema Mobilität und Antrieb nie den Konsumenten aus den Augen verlieren, meint Frank M. Rinderknecht. «Mobilität ist ein emotionales Thema: Es hat mit Freude, Freiheit und Status zu tun.» Wer das vergesse, entwickle am Markt vorbei, sind sich Welti und Rinderknecht einig. Unpraktische oder langweilige Konzepte, die keinen Spass machen, dürften es deshalb in Zukunft schwer haben, sich am Markt zu bewähren - egal, wie gross der Hype ist.

Apropos Hype: Wie steht es eigentlich um das autonome Fahren, den wohl meistdiskutierten Mobilitätstrend des letzten Jahrzehnts? «Für Pendler könnte es ideal sein», meint Carla Welti. Sie fahre zwar gerne selbst, hätte aber nichts dagegen, sich zwischendurch zurücklehnen und ausruhen zu können oder auf längeren Strecken den Laptop aufzuklappen. «Ich glaube aber nicht, dass autonome Fahrzeuge die gesamte Automobilität ersetzen werden.»

Werden wir also in Zukunft verschiedene Fahrzeuge für verschiedene Zwecke fahren? Für Frank M. Rinderknecht ist das schon heute Realität. «Von Zürich nach Genf nehme ich den Zug, eine schöne Passstrasse fahre ich lieber selbst. Ich unterscheide deshalb zwischen verschiedenen Formen des Fahrens, zwischen Nutz- und Genussmobilität. Beides sind ganz unterschiedliche, aber legitime, Bedürfnisse.»

Carla Welti und Frank M. Rinderknecht im Polestar Space Zürich

Smart Cars werden schneller dumm

«Grundsätzlich gibt der Rennsport noch immer wichtige Entwicklungen vor: KI, Datenanalyse von Auto und Mensch sind dort schon Realität, die in unseren Autos auch bereits weiter verwendet werden», berichtet Welti. Je mehr Software in unseren Autos steckt, desto schneller dürften sie aber auch veralten, gibt Rinderknecht zu bedenken. Wer benutzt heute noch ein 10 Jahre altes iPhone 6? Und würde es überhaupt noch funktionieren? Die Halbwertszeit von Autos sei heute viel kürzer als früher. Das wiederum widerspricht dem allgegenwärtigen Megatrend hin zu mehr Nachhaltigkeit. «Die einzige Lösung wäre, das Auto mehr zu nutzen als bisher. Leider haben sich Sharing-Modelle am Markt aber weniger durchgesetzt als erwartet. Für mich zeigt das, dass die Projektion heutiger Bedürfnisse in die Zukunft meist schlecht funktioniert», resümiert Rinderknecht aus eigener Erfahrung.

Autos mit Geschichte

Doch was wünschen sich unsere Gäste eigentlich für die Zukunft? «Mehr Autos mit Charakter und einer Geschichte», fordert die Influencerin. Immer mehr Modelle ähneln sich in Funktionen, Design und Innovationen, was vieles austauschbar macht – ähnlich wie bei Smartphones.. Genau das könnte es in Zukunft schwer machen, einen emotionalen Zugang zu ihnen zu entwickeln. «Die Bindung funktioniert nie über das Gehäuse, sondern immer über den Inhalt. Das ist beim Smartphone nicht anders als beim Auto», sagt Welti. «Wenn ich in den sozialen Medien einfach nur ein Auto präsentiere, interessiert das niemanden. Die Menschen wollen sehen, was ich mit dem Auto erlebe» Wer eine gute Geschichte erzählt, weckt Emotionen, Erinnerungen und Bedürfnisse, ganz unabhängig vom Preis. Um in der Mobilität einen wirklichen Schritt in die Zukunft zu machen, brauche es zudem eine gewisse Entschleunigung, finden beide. Denn ohne diese verliert jede Vision ihren Fokus.

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