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Polestar 2

Verwandte Seelen: Circulor

Das Unternehmen Circulor arbeitet mit Blockchain-Technologie, um Materialien nachzuverfolgen und Firmen dabei zu unterstützen, nachhaltigere und transparentere Lieferketten aufzubauen. Wir sprachen mit CEO und Mitgründer Doug Johnson-Poensgen über Nachverfolgbarkeit als Dienstleistung, den Nachweis verantwortungsvoller Beschaffung und den kürzlich von Polestar veröffentlichten LCA-Bericht.

Würden Sie sich kurz vorstellen?

Ich bin Doug Johnson-Poensgen, Mitgründer und Geschäftsführer von Circulor. Wir sind im Bereich Nachverfolgung in industriellen Lieferketten tätig. Ich selbst arbeite bereits seit etwa 30 Jahren in vielen verschiedenen Branchen und in einem bestimmten Themenbereich: digitale Innovation und die Anwendung von IT-Diensten auf geschäftliche Herausforderungen. Also genau das, was Circulor gegenwärtig macht.

Wie kam es zur Gründung von Circulor?

In den Jahren 2016/2017 überlegten mein Mitgründer und ich, wie wir einen realen Fall finden könnten, bei dem so etwas wie Blockchain tatsächlich Positives bewirken würde.

Uns wurde klar, dass wir nach einem unternehmerischen Problem suchten, nicht nach einem Thema, das Verbraucher betrifft. Für Güter wie Kobalt und Glimmer ist bereits eine Asymmetrie der Lieferketten vorhanden. Weltweit gibt es kleine Zulieferer, die die verantwortungsvollen Beschaffungsambitionen grosser Automobilhersteller unterstützen. Wir dachten uns, dass wir unsere Energie an dieser Stelle einsetzen könnten.

Worin besteht Circulors Philosophie im Kern?

Wir wollen Unternehmen dabei unterstützen, ihre Geschäfte besser zu führen. Das bedeutet, dass mehr verantwortungsvolle Unternehmen nach mehr Nachhaltigkeit streben und Technologiedienstleister unterstützen dieses Streben nach Nachhaltigkeit. Wir können die Nachhaltigkeit nicht selbst verbessern, aber wir können eine essentielle Rolle dabei spielen, diese Verbesserung zu ermöglichen.

Sie bieten Nachverfolgbarkeit als Dienstleistung an. Können Sie uns das genauer erklären?

Nachverfolgbarkeit bedeutet, den Weg von Produkten durch eine Lieferkette zu verfolgen. Es gibt zwei grosse Kategorien der Nachverfolgbarkeit.

Die erste ist die Nachverfolgbarkeit der Produktion. Dabei wird nachgewiesen, dass Ressourcen verantwortungsvoll beschafft wurden, wie z. B. Kobalt. Auch die Nachverfolgbarkeit der Attribute einer Lieferkette gehört dazu, wie die Menge an Kohlenstoff, die dem Material bei der Fertigung von Komponenten zugesetzt wird, die wiederum als Bauteile bei der Automobilproduktion eingesetzt werden.

Die zweite Kategorie ist die kommerzielle Nachverfolgbarkeit, also die Echtheit von Produkten. Das könnte z. B. die Echtheit von Autoteilen sein, die man bis zur Herstellung und Nutzungseignung zurückverfolgen kann. Ein Beispiel hierfür wäre die Standortbestimmung und der Alterungszustand der Batterie eines Elektrofahrzeugs, und der Punkt, an dem ihr erster Lebenszyklus in einem Fahrzeug endet.

Nachverfolgbarkeit als Dienstleistung  bedeutet die Abbildung einer Lieferkette, wobei allen Teilnehmern der Lieferkette eine Lösung zugeordnet wird. Ausserdem sammeln wir Daten und erarbeiten Erkenntnisse, die wir dann mit unseren Kunden teilen.

 Was war Ihr erster Eindruck von Polestar?

Polestar wurde mir als neuer Marktzugang beschrieben; als Herausforderer, der die Autoindustrie umkrempeln will. Die Tatsache, dass Polestar die Methode für die Überprüfung der Umweltbilanz des Polestar 2 veröffentlichte, ist nichts weniger als bahnbrechend. So etwas hat ein Autohersteller noch nie getan und beweist, dass Polestar tatsächlich versucht, etwas zu bewegen.

Sie sind aktuell mit Polestar an der Nachverfolgbarkeit von Kobalt tätig. Ist für die Zukunft ein Ausbau der Zusammenarbeit geplant, um andere Materialien nachzuverfolgen?

Es gibt eine lange Liste problematischer Materialien. Da geht es entweder um den ökologischen Fussabdruck oder Menschenrechte, und wir haben bereits angefangen, diese Liste mit Polestar zu bearbeiten.

Lithium ist eines der in Batterien eingesetzten Materialien und wird mit Umweltproblemen assoziiert, insbesondere an Orten wie der Atacama-Wüste. Seltene Erden sind im Hinblick auf Menschenrechte äusserst problematisch. Der Kohlenstoff-Fussabdruck von Aluminium ist massiv gross, aber dennoch gibt es eine kleine, aber wachsende Bewegung, die ökologischeres Aluminium herstellt. Materialien wie z. B. Nickel, die bei der Batteriefertigung unverzichtbar sind, aber auch bei der Stahlherstellung eingesetzt werden, befinden sich ebenfalls auf dieser Liste.

Worin besteht die grösste Herausforderung, wenn man alle Elemente einer Lieferkette nachverfolgen will?

Die grösste Herausforderung ist die, dass Lieferketten üblicherweise einfach nicht transparent sind. Niemand will verraten, wer seine Zulieferer sind. Technologie kann dabei ein wenig helfen, weil die Beteiligten Informationen offenlegen können, die beweisen oder widerlegen, dass sie sich gut benehmen. Dabei ist es gar nicht nötig, alle zugrundeliegenden Informationen weiterzugeben, auf deren Grundlage diese Schlussfolgerung getroffen wurde.

* ESG-Kriterien sind ein Regelwerk, das Unternehmen zur Überprüfung potenzieller Investoren nutzen können. ESG steht für:E=Environmental, S=Social, G=Governance. Umweltkriterien betrachten Nachhaltigkeitsziele. Soziale Kriterien untersuchen Arbeitsrechte und Arbeitssicherheit. Governance untersucht die Leitung, Besteuerung und politische Mitwirkung eines Unternehmens.

Wie unterscheidet sich die Zusammenarbeit mit Unternehmen der Automobilbranche von der mit anderen Sektoren? Ist Nachverfolgbarkeit in anderen Branchen öfter ein Thema? Nehmen Sie eine Veränderung wahr, und inwiefern?

Automotive hat einen Vorsprung. Anfang des Jahres verbrachten wir einige Monate mit dem ersten technologiebeschleunigten Programm von Boeing, das sich auf Nachhaltigkeit konzentriert. Sie haben erkannt, dass die Nachhaltigkeitsthemen, mit denen sich die Autoindustrie befasst, jetzt auch für die Luftfahrt gelten.

Ich glaube, dass eines der echten Antriebselemente für diese ganze Entwicklung ein wachsendes Bewusstsein institutioneller Investoren für die Bedeutung von Umwelt-, Sozial- und Governance-Themen (ESG*) und ein Wunsch nach sinnvollem Handeln ist.

In den letzten Jahren haben also die meisten Marken ESG-Berichte verfasst, das sieht alles sehr vorteilhaft und edel aus, aber wird auch tatsächlich gehandelt? Ich sehe, das grosse institutionelle Anleger beginnen, auf ein ähnlich grosses Mass an Offenlegung zu drängen, und ich bin sicher, dass sich der Einsatz von Lösungen wie der unseren beschleunigen wird.

Auf der Website von Circulor steht, dass Sie "nachhaltige Beschaffung beweisen". Wie machen Sie das?

Wir erstellen den digitalen Zwilling eines Rohstoffs an seiner Quelle und erfassen verschiedene Attribute, nicht nur für das Material selbst, sondern auch über die an der erstmaligen Erfassung des Materials beteiligten Akteure. Aber Sorgfalt lässt sich nicht vollständig durch Technologie ersetzen. Diese Orte müssen trotzdem begutachtet werden. Man braucht weiterhin das Engagement von Whistleblowern. Sobald es einen zuverlässigen digitalen Zwilling eines Rohstoffs an seiner Quelle gibt (was in unserem Fall Technologien wie Gesichtserkennung und GPS-Standortbestimmung umfasst), versuchen wir im Anschluss, einen digitalen roten Faden zu erstellen, der die Bewegungen des Materials durch die gesamte Lieferkette nachverfolgt.

Haben Sie noch eine Botschaft zum Schluss?

Ich freue mich sehr über die Zusammenarbeit mit Polestar, weil die sich dafür einsetzen, unter all den Automobilherstellern ein wirklich nachhaltiges Unternehmen zu werden. Das ist extrem spannend und ich freue mich wirklich auf unsere gemeinsame Reise in die Zukunft. 

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