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Polestar 2

Fleet Event 02: Smart Solar

Dank der Technologie des Aargauer Start-ups Solar Manager können Haushalte und Unternehmen selbst produzierten Solarstrom individuell verteilen und optimal nutzen. Das Elektrofahrzeug spielt dabei eine zentrale Rolle. Firmengründer Hans Fischer erklärt im Interview, wie das smarte Solarsystem funktioniert.

Man in Polestar space
Wir sehen die Elektromobilität nicht als Problem, sondern als Teil der Lösung.
Hans Fischer, Mitgründer Solar Manager AG

Was ist Energiemanagement und was hat es für einen Nutzen?

Unser Angebot richtet sich an Privathaushalte und Unternehmen, die mit Photovoltaik selbst Strom erzeugen und nutzen wollen – und das so intelligent wie möglich. Energiemanagement ermöglicht es, Energie dann intelligent zu verteilen oder zu speichern, wenn sie zur Verfügung steht. Am meisten Energie lässt sich beim Verbrauch von Wärmepumpe, Boiler und Elektroauto sparen. 

Woraus besteht der Solar Manager? 

Der Solar Manager besteht aus einem Gateway, der als Hardware installiert wird und mit den Geräten kommuniziert sowie einer Software, die als übersichtliche App bedient werden kann. So kann die Stromverteilung vom Handy aus gesteuert werden. Das System funktioniert herstellerunabhängig mit allen intelligenten Geräten und kann in ein bestehendes oder neues System integriert werden. 

Ist der Solar Manager mit allen Elektrofahrzeugen kompatibel? 

Ja, der Fahrzeughersteller spielt keine Rolle. Das Auto ist nur der Empfänger und die Kommunikation zur Ladestation ist standardisiert. Für praktisch alle neueren Modelle gilt, dass eine intelligente Ladestation verwendet werden muss. Damit lässt sich steuern, wie viel Strom jeweils zum eingesteckten Fahrzeug fliesst.

In jüngster Zeit gibt die Energieknappheit immer mehr zu reden. Wie siehst du das Thema Energiemanagement in diesem Zusammenhang? 

Ich sehe unser Angebot als Teil der Antwort – und zwar auf zwei Ebenen. Einerseits haben die Nutzerinnen und Nutzer mit dem Solar-Manager oft erstmals einen wirklichen Bezug zum eigenen Stromverbrauch. Die meisten Menschen können sich unter einer Kilowattstunde wenig vorstellen, das ändert sich durch die Nutzung unserer App. Zum anderen glaube ich, dass das Energiemanagement zu Hause und in der Mobilität in Zukunft Teil eines grösseren intelligenten Netzes sein könnte, eines sogenannten Smart Grids, das ganze Regionen abdeckt und Strom gezielt intelligent verteilt. 

Wie setzt man effizientes Energiemanagement als Unternehmen um?

Im gewerblichen Bereich ist die Organisation meist etwas komplizierter als im Einfamilienhaus, dafür aber umso interessanter. Als Beispiel ein Elektrikerbetrieb, der bereits Kunde von uns ist: Er hat seinen Fuhrpark weitgehend auf EVs umgestellt. In der Geschäftsleitung werden moderne Modelle mit hoher Reichweite gefahren, die aber viel seltener genutzt werden und daher länger an der Ladestation stehen als die kleinen Transporter der Monteurinnen und Monteure. Letztere werden darum beim Laden priorisiert. 

Wie lohnt sich die Energieersparnis finanziell?

Das ist abhängig vom Use Case. Am besten nehme ich mein eigenes Zuhause als Beispiel. Wir haben ein Elektroauto und einen kleinen Energiespeicher im Keller. Überschüssiger Strom wird ins Netz eingespeist. Dank intelligentem Energiemanagement der Solaranlage auf unserer Garage und auf dem Dach ist unser Haus zwischen April und September zu über 90 Prozent autark, über das ganze Jahr sind es etwa 70 Prozent. Letztes Jahr haben wir so zwischen 2000 und 3000 Franken gespart, respektive verdient. Und je höher die Strompreise steigen, desto mehr sparen wir.

Kann Energie auch gespeichert werden?

Ja das geht für kurzfristige Speicherung, eine saisonale Speicherung hingegen ist schwieriger. Ich habe selbst einen «kleinen» 10 kWh Speicher. Damit kommen wir gut über die Nacht, wenn wir die Energie intelligent nutzen. Zum Vergleich: Ein Polestar hat einen 70-kWh-Speicher. In unserem System ist das Elektroauto also der grösste Speicher für die Energie. Viele EVs haben heute schon eine höhere Reichweite als wir im Alltag brauchen. Einen Trend zu grösseren privaten Energiespeichern für Haushalte für eine saisonale Speicherung sehe ich nicht. Das könnte eher auf kommunaler Ebene passieren, weil wir dafür ganz andere Speichertechnologien brauchen.

Das EV spielt in eurem Modell also eine tragende Rolle?

Wir sehen die Elektromobilität nicht als Problem, sondern als Teil der Lösung. Heute beträgt der Anteil der Elektromobilität am Stromverbrauch schweizweit weniger als ein halbes Prozent. Die Batterien in den Autos sind in Kombination mit einem intelligenten Management perfekte Energiespeicher.

Wie siehst du denn die Zukunft der Energieversorgung in der Schweiz?

Das kommt darauf an, wie weit man in die Zukunft schaut. Ich denke, dass es bis 2030 viele sogenannte Prosumer geben wird, die einen grossen Teil ihrer Energie selbst erzeugen, optimieren und nutzen. Auch auf lokaler oder nationaler Ebene könnte uns ein Smart Grid helfen, den Energieverbrauch besser zu steuern – und wenn möglich vor Ort zu verbrauchen. Die Schweiz bietet mit ihren Pumpspeicherkraftwerken ideale Voraussetzungen für eine Vorreiterrolle.

Solar Manager

«Die Idee zum Solar Manager entstand aus reinem Eigenbedarf: Wir hatten beide eine Solaranlage auf dem Haus installiert und fuhren Elektroautos. Auf dem Markt fanden wir keinen Anbieter, der uns in Sachen Energiemanagement überzeugte, also nahmen wir die Sache selbst in die Hand», sagt Hans Fischer. Im Jahr 2020 gründete der Elektroingenieur zusammen mit Corinne und Andras Kuhn die Solar Manager AG im aargauischen Muri. Mittlerweile beschäftigt das Unternehmen über 20 Mitarbeitende in der Schweiz und in Europa. Mit seiner Technologie optimiert Solar Manager den Stromverbrauch in über 9000 Ein- und Mehrfamilienhäusern sowie in diversen Unternehmen.

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