Viele Gemeinsamkeiten: CAKE und Polestar
CAKE ist eine schwedische Marke für Elektromotorräder, die sich für respektvolle, aufregende, emissionsfreie Entdeckungstouren in der Natur stark macht. Vor kurzem haben wir mit dem Gründer und CEO Stefan Ytterborn über elektrische Antriebsstränge, den Unterschied zwischen Premium und Luxus und den Einsatz von elektrisch angetriebenen Motorrädern im Kampf gegen Wilderei gesprochen.
Herzlichen Glückwunsch zum Red Dot Design Award!
Vielen Dank, es ist immer toll, eine solche Anerkennung zu bekommen.Wie ist CAKE entstanden?Vor ein paar Jahren kam ich auf der ISPO Messe in München zum ersten Mal mit elektrischen Offroad-Motorrädern in Berührung. Ich begriff sofort, dass diese Technologie das Potenzial hat, die Motorradwelt auf den Kopf zu stellen. Denn sie repräsentiert genau das Gegenteil der traditionellen Motorradkultur: Sie ist nicht aggressiv oder dreckig und es geht nicht um komplizierte Wartungen. Stattdessen ist sie einladend, die Motorräder sind einfach zu fahren und verschmutzen nicht die Umwelt. Da muss kein langer Lernaufwand betrieben werden. Die Marktmatrix in Bezug darauf, wer ein Motorrad fährt, ändert sich, und der Wandel der Gesellschaft hin zu mehr Sauberkeit und Umweltbewusstsein wird vorangetrieben. Mir war es ausserdem wichtig, ein Produkt mit einem optimierten elektrischen Antriebsstrang zu entwickeln, anstatt (wie es viele machten und noch machen) nur den Verbrennungsmotor durch einen elektrischen Motor zu ersetzen und alles andere zu lassen wie bisher. So habe ich angefangen: Mit neuer Technologie, die den Markt verändern sollte, und zwar nicht nur aus individueller Vorliebe, sondern auch für die Gesellschaft als Ganzes. Ich hatte schon Erfahrungen in den Bereichen Produktentwicklung, Design und Kommunikation gesammelt und mir war klar, dass ich das hier alles zusammenführen könnte, kurzum, ich dachte mir: „Ich muss das tun“. Wie lautet kurz zusammengefasst die Philosophie von CAKE?
Unser Ziel besteht vor allem darin, den Markt zu einem schnelleren Umstieg vom Verbrennungsmotor zum Elektromotor zu inspirieren. Wir alle müssen irgendwie dazu beitragen, dass es dem Planeten gut geht. Ich liebe die Natur und habe durchaus eine romantische Ader, wenn es um unsere Umwelt geht. Genau diese Kombination gefällt mir so gut: Wir haben die Möglichkeit, eine Fortbewegungsform, die grossen Spass macht, mit einer positiven Veränderung zu kombinieren.
Glauben Sie, dass Minimalismus nur eine logische Erweiterung dieser neuen Definition von „Premium“ ist?
Für mich könnte Minimalismus als Konzept diskutiert und optimiert werden. Ich glaube aber, dass er eine logische Erweiterung der Philosophie von CAKE ist, bei der es darum geht, Unnötiges zu vermeiden und alles, was aus Gründen der Funktionalität vorhanden sein muss, mit Eleganz, Raffinesse, Talent und Kompetenz zu gestalten. Dann werden alle diesen schlichten Details zu Kunst, da sie auf ein neues Niveau gehoben werden.
CAKE und Polestar eint die Liebe zum Minimalismus und beide Marken hängen einer ähnlichen Designästhetik an. Was haben die beiden Marken noch gemeinsam?
Wie sie Premium neu definieren. Man muss unbedingt zwischen „Premium“ und „Luxus“ unterscheiden. Luxus ist oberflächlich. Teuer ohne Grund. Dabei geht es weder um Funktionalität noch um Innovationen. Im Gegenteil eher um Stagnation, um etwas Vergangenes. Dieses Konzept gibt es zwar noch, aber ich würde sagen, dass sich der heutige Markt aufgrund eines höheren Verantwortungsbewusstseins mehr in Richtung „Premium“ ausrichtet, denn die Eckpfeiler dieses Konzepts sind ausserordentlich überzeugend. Der wichtigste Eckpfeiler ist die Zweckgebundenheit. Dazu kommen Funktionalität, Innovation und ein durchdachtes Design, bei dem die äussere Erscheinung in Einklang mit der Funktionalität und Innovation steht. Diese Aspekte zusammengenommen definieren das Premiumkonzept. In der Autobranche gibt es einige gute Beispiele, Polestar ist dabei das offensichtlichste.
Was macht Polestar zu einer Marke, mit der CAKE zusammenarbeiten möchte?
Das ist ganz einfach: Thomas (Ingenlath, Polestar CEO) und ich haben manchmal Besprechungen, an deren Ende wir uns gegenseitig für unsere gute Arbeit loben. Natürlich gibt es eine Reihe von Gründen. Wir haben die gleiche rationale Herangehensweise, wenn es um die Entwicklung exzellenter und ästhetischer Produkte geht. Aber unsere Marken stehen auch für ähnliche Werte. Ich möchte ein Motorrad nicht mit einem Auto vergleichen, das wesentlich komplexer ist, aber bei dem Versuch die Gesellschaft zu ändern, sind wir zu ähnlichen Schlüssen gekommen, ohne darüber miteinander gesprochen zu haben. Dazu gehört zum Beispiel die Kooperation mit dem ebenfalls schwedischen Unternehmen Öhlins, das seine erstklassige Kompetenz bei Radaufhängungen mit einbringt. Und der Fokus auf Produkte, die frisch und einladend und nicht bedrohlich und exklusiv wirken. Der Automobilbereich ist eine sehr traditionsbewusste und fast schon romantische (oder nostalgische) Branche, in der Dinge wie „der Klang eines Achtzylindermotors“ zelebriert werden. In der Motorradindustrie ist das ganz ähnlich. Dabei fühlen sich nicht alle mitgenommen. Bei Polestar kann ich jedoch einen inklusiven Ansatz sehen und spüren.
Worum geht es bei Green Power?
Für uns ist es ganz wichtig, nicht damit zu prahlen, dass wir elektrische Fahrzeuge herstellen, denn wenn ich mir ein elektrisches Fahrzeug im Vergleich zu einem mit Verbrennungsmotor ansehe, stelle ich in puncto Nachhaltigkeit erst mal keinen großen Unterschied fest. Aber den wird es in der Zukunft geben. Wir müssen bescheiden bleiben und den Markt darüber aufklären, wie sich die Herausforderungen auf dem Weg zu einer elektrischen Zukunft meistern lassen. Die Batteriezellen werden zum Beispiel mit Kohlestrom hergestellt, und das soll auch gar nicht verschwiegen werden. Wir möchten auch den Markt dazu aufrufen, seine Hausaufgaben zu machen und Zulieferer für eine emissionsfreie Stromerzeugung in die Pflicht zu nehmen. Wir selber haben eine Solarmodul-Lösung entwickelt, was für uns als Motorradfirma etwas leichter ist, denn zum Aufladen eines Autos bräuchte man eine wesentlich grössere Menge an Solarmodulen. Wir jedoch brauchen nur zwei Solarmodule in Standardgrösse, um das Motorrad nach 22 Kilometern aufzuladen. Das Motorrad wiegt nur 68 Kilogramm, das ist also machbar. Im Moment haben wir gerade ein interessantes Projekt in Afrika, wo wir mit einer Wildlife-Stiftung in Mosambik im Kampf gegen Wilderei zusammenarbeiten. Die Park-Ranger benutzten zum Verfolgen der Wilderer bisher normale Motorräder mit Verbrennungsmotor und mussten dafür nicht nur das Benzin mit dem Hubschrauber einfliegen lassen, sondern hatten auch beim Stellen der Wilderer oft das Nachsehen, da diese durch den Motorenlärm gewarnt waren und entkommen konnten. Dass wir jetzt diese alten Motorräder durch unsere Elektromotorräder ersetzen konnten, die sich auch noch unterwegs laden lassen, ändert die gesamte Situation vollkommen.
Bisher bietet CAKE das Performance-Motorrad Kalk und das hochgradig modulare Motorrad Ösa an. Was plant CAKE als Nächstes?
Wir haben unsere Wurzeln im Offroad-Performance-Segment, wissen aber, dass auch viele Berufspendler Interesse an unseren Motorrädern haben. Im Moment arbeiten wir zum einen an einem „Monster-Modell“, mit dem die Performance auf ein neues Level gehoben werden soll. Zum anderen feilen wir an einem leichteren, urbaneren Motorrad, so etwas wie ein Ösa lite, das speziell für den Arbeitsweg konzipiert ist. Wir expandieren also in beide Richtungen: extremer und alltagstauglicher.
Haben Sie noch eine Botschaft zum Schluss?
Was mich wirklich motiviert, ist die Vorstellung, mit Ihrem Polestar bis zum Ende der Strasse zu fahren, dann auf das CAKE Motorrad umzusteigen, das wir bis dorthin mitgenommen haben, und auf eine emissionsfreie Entdeckungstour mit minimalen Auswirkungen auf die Natur zu gehen. Ich glaube, das ist das Beste an unserer Kooperation: Sie ermöglicht, dass wir die Natur draussen ohne negative Auswirkungen auf die Umwelt geniessen können. Das finde ich schön.