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Polestar 2

Das passende Gesamtpaket statt das billigste Auto

Polestar ist immer interessiert an zukunftsweisenden Ideen und darüber tauschen wir uns gerne aus. Aktuell haben wir uns zum Gespräch mit Christoph Kamber getroffen. Er begleitet Unternehmen bei der Beschaffung neuer Fahrzeugflotten. Keine leichte Aufgabe, denn beim Kauf spielen oft falsche Preisversprechen und diffuse Emotionen eine Rolle. Deshalb hat der Betriebsökonom mit seiner Nutzwertanalyse ein praktisches Instrument für rationale Kaufentscheidungen geschaffen.

Polestar 2 photographed from the front outdoors under a blue sky with a long exposure
Vielleicht passt ein Elektrofahrzeug super zum Unternehmen, vielleicht aber auch nicht.
Christoph Kamber

Bei deiner Nutzwertanalyse spielen nicht nur harte Zahlen eine Rolle, sondern auch Themen wie Kommunikation. Kannst du das erklären?

Man muss sich zuerst die Bedürfnisse ansehen, welche an das Fahrzeug gestellt werden und welches Auto dazu passen könnte. Als nächstes überlegt man sich, welche Art von Fahrzeug zum Unternehmen und zu den Leuten, die die Autos fahren werden, passt. Mit welchen Fahrzeugen oder Marken können sich die Mitarbeitenden identifizieren? Welche entsprechen den Werten des Unternehmens? Plötzlich ist man mit der Fahrzeugbeschaffung mitten in der Unternehmenskommunikation angelangt.

So unterstreichen mehrere Unternehmen ihr Engagement zu Gunsten der Nachhaltigkeit durch offensiv gebrandete Fahrzeuge in allen Fahrzeugkategorien. Es sind nicht nur die Techniker oder Kuriere, welche von den Kunden positiv wahrgenommen werden. Ob bei Investitionen der öffentlichen Hand von Marketing gesprochen werden kann, ist vielleicht etwas weit hergeholt. Aber sicherlich fördert die konsequente Beschaffung von lärmarmen strombetriebenen Fahrzeugen die Lebensqualität in den Gemeinden und fördert die Attraktivität.

Welche Faktoren fliessen denn sonst noch in die Nutzwertanalyse ein?

Neben Kosten und Image gibt es ganz klare Killerkriterien. Zum Beispiel die Masse: Wenn ich drei Meter lange Bretter transportieren muss, dann ist das eine eindeutige Vorgabe für den Innenraum. Das kann sich aber auch auf eine Antriebs- oder Treibstoffart, Verbrauch und Fahrleistung beziehen. Sicherheit ist ebenfalls ein Muss. Sie muss nicht nur in der Werkhalle, sondern auch auf der Strasse vom Unternehmen mitgetragen werden. Auch das Thema Komfort spielt eine oft unterschätzte Rolle, dazu zählt zum Beispiel auch die Qualität der Soundanlage. Alle Faktoren werden schlussendlich in einem Ranking unterschiedlich gewichtet und mit den Werten und Zielen des Unternehmens gespiegelt. Am Ende dieser Nutzwertanalyse steht wie bei der TCO-Berechnung eine Zahl. Diese zeigt dann aber das passendste Gesamtpaket und nicht einfach das billigste Auto auf. Und diese Rechnung lohnt sich deutlich mehr. 

Wo liegen die Grenzen der Nutzwertanalyse?

Oft wird aus diffusen Emotionen heraus entschieden, und das gilt es zu vermeiden. Genau deshalb sollte man nicht alleine entscheiden, sondern sich mit den Mitarbeitenden an einen Tisch setzen, die Argumente anhören und dann möglichst sachlich entscheiden.

Hast du schon viele Fehlschläge bei der Fahrzeugbeschaffung miterlebt?

Ja, leider. Zum Beispiel beim Innenausbau: Vor einiger Zeit feierten die Mitarbeitenden eines Dorfbetriebes die Inbetriebnahme ihrer neuen Flotte mit einem richtig schönen Fest. Alle freuten sich über den gelungenen Grosseinkauf. Bis sie feststellten, dass die Inneneinrichtung gar nicht zu den Innenmassen passte und die Werkzeuge keinen Platz hatten. Das wurde einfach übersehen, weil man so mit dem Vergleich der TCO-Kosten beschäftigt war.

Gibt es Flotten, die sich besser für Elektromobilität eignen als andere?

Das ist schwer zu sagen. Natürlich hat sich die Elektromobilität zuerst im städtischen Bereich bewährt, aber auch im Überlandverkehr macht sie heute mehr Sinn. Aber natürlich bleibt die Frage der Energieverfügbarkeit: Wenn Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu Hause einfach keine Möglichkeit haben, ihren Dienstwagen aufzuladen, dann ist das schwierig oder teuer. Aber das sind Rahmenbedingungen, die sich ändern werden.

Mit welchen Herausforderungen hat die Elektromobilität denn imagemässig bei Unternehmen zu kämpfen?

Ich erlebe oft, dass Unternehmen der Elektromobilität mit einer Art Hassliebe begegnen. «Das müssen wir jetzt machen», fühlt man sich zu diesem Schritt gedrängt. Auch die Behauptung, Elektromobilität sei teuer, hört man oft. Vor allem von Leuten, die Elektromobilität nicht ganzheitlich betrachten. Und genau hier liegt das Problem.

Was, wenn nicht das Unternehmen, sondern die Mitarbeitenden dem Thema Elektromobilität kritisch gegenüberstehen?

Man muss mit den Leuten reden und offen sein für ihre Argumente. Vielleicht passt ein Elektrofahrzeug super zum Unternehmen, vielleicht aber auch nicht. Wenn man aber zu dem Schluss kommt, dass Elektromobilität zu Vision, Mission und Zielen des Unternehmens passt, muss man den Mitarbeitenden die Fahrzeuge als Werkzeug näher bringen. Das funktioniert fast immer. Wenn sich einzelne Mitarbeitende mit aller Kraft gegen eine solche breit abgestützte Entscheidung wehren, ist das oft auch ein Zeichen dafür, dass sie sich grundsätzlich nicht mehr mit dem Unternehmen identifizieren. Auch solche Probleme können bei einer Fahrzeugbeschaffung zutage treten.

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