Die Gewinnerinnen des Design Towards Zero Award: Werewool
Werewools innovative und nachhaltige Technologie birgt das Potenzial, die Bekleidungsindustrie zu revolutionieren. Mit neuen biologisch abbaubaren Textilfasern, die aus Proteinen bestehen, kann die Abhängigkeit der Textilindustrie von nicht erneuerbaren Rohstoffen, schädlichen Farbstoffen und Plastik gestoppt werden.
Der ELLE & Polestar Design Towards Zero Award, ein Newcomer in der Award-Szene, kürt Klimainitiativen in der Modebranche. Alles dreht sich dabei um Designerinnen und Designer sowie Unternehmen, die mit zirkulären Materialien arbeiten und innovative Lösungen finden, die in der Branche implementiert werden können. Die Gewinnerinnen der diesjährigen Award-Verleihung tun genau das: Werewool denkt die Textilherstellung komplett neu. Dabei beginnen sie ganz am Anfang: bei den Fasern. Chui-Lian Lee, Valentina Gomez, Allie Obermeyer, Theanne Schiros und Helen Lu sind die Gründerinnen von Werewool. Ein frauengeführtes Team mit einer vielfältigen Expertise aus den Bereichen Materialwissenschaft, Chemieingenieurwesen, Biomedizintechnik und Textilentwicklung. Ihr Konzept: Sie wollen die Baupläne der Natur nutzen, um die Funktionalität und Farbe von Textilien festzulegen. Anstatt synthetische Stoffe einzusetzen, um Eigenschaften und Funktionen von Kleidungsstücken so zu gestalten, wie wir sie haben möchten, nutzt Werewool natürliche Proteinstrukturen, mit denen ähnliche Ergebnisse erzielt werden können. Diese Proteine sind in DNA enthalten, die – wie wir alle wissen – jedes Lebewesen besitzt. Vom Fisch im Meer über die Vögel am Himmel bis hin zu dir, der oder die du gerade diesen Text liest. Proteine sind der Grundbaustein allen Lebens. Die einzigartigen Strukturen der Proteine verleihen ihnen ihre individuellen Merkmale. «In der Natur legt die Form eines Proteins Eigenschaften wie beispielsweise die leuchtende pinke Farbe fest, die wir von Korallen kennen; oder die natürliche Dehnbarkeit unserer Haut, die wir einem Protein namens Kollagen verdanken», erklärt Chui-Lian Lee. Die Idee hinter Werewool ist es, aus diesen Proteinen Fasern zu produzieren, die zur Herstellung von Textilien eingesetzt werden können. Mit der Verwendung von natürlich vorkommenden Proteinstrukturen aus Organismen schafft Werewool Fasern, in denen bereits farbliche und funktionelle Eigenschaften einprogrammiert sind. Dabei werden diejenigen DNA-Sequenzen, die das Protein definieren, kopiert und in Bakterien eingepflanzt. Diese Bakterien können dann dazu eingesetzt werden, dasselbe ursprüngliche Protein zu produzieren, das in einem nächsten Schritt extrahiert und in Fasern umgewandelt werden kann. So können giftige Schadstoffe aus Färbemitteln umgangen und die Auswirkungen auf die Umwelt bei der Beschaffung von Rohstoffen reduziert werden. Gleichzeitig wird ein zirkulärer Lebenszyklus der Textilien geschaffen. Das Beste dabei ist, dass beim Herstellungsprozess keine Mikroplastikteilchen entstehen, die unsere Ökosysteme belasten.Die Köpfe hinter Werewool tüfteln zurzeit noch in ihren Labors an der allerersten, aus Proteinen bestehenden, biologisch abbaubaren, pinken Yogahose. Aber nicht nur das – das Team sieht unendlich viele Einsatzgebiete für ihre innovative Idee. «Mit der Technologie von Werewool können Brands und ihre Produktionsstätten zahlreiche Schwachstellen in ihren Lieferketten angehen», meint Gomez. Sie geht davon aus, dass Werewools Technologie zukunftsweisend ist und im Laufe der Zeit «eine Marktlücke für erneuerbare Rohstoffquellen und innovative Lösungen zur Umsetzung farblicher und funktioneller Eigenschaften schliessen wird.» Eine Revolution in der Bekleidungsbranche anzustossen ist kein leichtes Unterfangen; auf dem Weg dorthin muss man sich zahlreichen Herausforderungen und Hindernissen stellen. Ihren Antrieb findet Theanne Schiros in den erstaunlichen Eigenschaften der Natur. «Ich bin völlig fasziniert vom regenerativen Potenzial und der Produktivität der Natur und von der unglaublichen Schönheit, Funktionalität und Ausgewogenheit, die aus ihren Abwandlungen hervorgehen.» Diese Eigenschaften motivieren sie und ihr Team dazu, herauszufinden, wie sie die Fähigkeiten der Natur nutzen können, um leistungsstarke, vielseitig einsetzbare und abbaubare Materialien für eine Kreislaufwirtschaft zu entwickeln. «Es spornt auch dazu an, vielfältige, resiliente Communitys zu schaffen, die dasselbe Ziel verfolgen; nämlich integrative Entwicklungs- und Herstellungsprozesse zu schaffen, die im Einklang mit der Natur stehen», so Schiros. Herausforderungen wie der Klimawandel und Umweltverschmutzung erfordern neuartige Ideen und Lösungen. Werewool verkörpert diesen Innovationsgeist mit seiner bahnbrechenden Technologie und bringt uns damit näher an das Ziel der Klimaneutralität als je zuvor.